Prof. Heinz Lohmann (Berater in der Gesundheitswirtschaft)
Kritik am Instrument der Vorhaltefinanzierung:
Vorhaltefinanzierung hat, so Prof Lohmann, zum Ziel Institutionen (wie z.B. Krankenhäuser) zu „alimentieren“, die zu wenig Leistung (und damit Einnahmen) erbringen.
Der Nachteil dieses Instrumentes ist, dass die Krankenhäuser dadurch die Möglichkeit genommen wird Einnahmen zu erhöhen.
Den Krankenhäusern bliebe lediglich die Möglichkeit über die Ausgabenseite, (Sparen) wirtschaftliche Effekte im Sinne von Einnahmenerhöhung zu generieren.
Vor diesem Hintergrund war es laut Prof Lohmann auch richtig das DRG-System einzuführen, da dadurch nur die konkrete Leistung der Krankenhäuser finanziert wird.
Prof. Lohmann sieht noch einen weiteren Nachteil in der Vorhaltefinanzierung:
Die Vorhaltefinanzierung wird zu einem massiven Ausbau der Bürokratisierung führen, da die Krankenhäuser detailliert darlegen müssen, welche Ausgaben mit den finanziellen Mitteln getätigt werden sollen.
Darüber hinaus hat die Vorhaltefinanzierung, so Prof. Lohmann auch negative Effekte für die Patienten:innen
- Längere Wartezeiten vor allem wenn es um komplexe Leistungen geht. Der Grund dafür ist, dass die Krankenhäuser weniger Leistungen erbringen wird, um dadurch Gewinne zu erzielen.
- Ein Ziel der Krankenhausreform ist die Transparenz. D.h. die Patient:innen sollen in Zukunft leichter herausfinden können, welches Krankenhaus welche Leistung erbringt. Dieses Ziel wird, so Prof Lohmann, konterkariert, weil das Geld für die Leistung durch die Vorhaltefinanzierung das Krankenhaus bereits erreicht hat. Der Patient ist somit nur ein weiterer Kostenfaktor für das Krankenhaus.
Gegenvorschlag von Prof Lohmann: Modifiziertes DRG-System und Capitation-Modelle
Prof. Lohmann schlägt stattdessen ein Modifiziertes DRG-System mit folgenden Elementen:
Neben den Diagnosen sollten noch Patienten:innenberwertungen und Qualitätsmerkmale in das DRG-System einfließen und so zu einem, wie es Prof Lohmann bezeichnet, PRG-System werden: Patient related Groups.
Darüber hinaus plädiert er für eine Reduzierung der derzeit 3500 Fallpauschalen.
Weiterhin muss ein Qualitätssystem etabliert werden, das verhindert, bestimmte Behandlungen und Operationen ohne medizinische Indikation, sondern nur aufgrund einer wirtschaftlichen Indikation durchzuführen.
Bei den sog. Capitation Modelle, die es bereits in der Schweiz, USA Großbritannien. Spanien und Peru gibt, handelt es sich um ein regionales pauschales Vergütungssystem für Gesundheitsdienstleistungen (ambulant und stationär), dass stärker die Qualität und die Prävention belohnt. Dabei geht ein Teil der Versicherungsrisiken auf die Leistungserbringer über. Das soll dazu führen, dass die Leistungserbringer mehr Verantwortung für die jeweilige Region übernehmen.
Im Gegenzug erhalten sie eine größere Gestaltungsfreiheit und eine pauschale Vergütung pro Patient.
Fotos: medicmove