Massive Kritik an geplanter Krankenhausreform
Der Geschäftsführer der Bethlehem Gesundheitszentrum Stolberg gGmbh, Dirk Offermann,
hat das zuletzt vorgestellte Eckpunktpapier zur Krankenhausreform, auf das sich Bund und Länder vor der parlamentarischen Sommerpause geeinigt haben, massiv kritisiert.
Krankenhausreform keine Frage der Qualität, sondern eine Frage der Krankenhausfinanzierung
Dirk Offermann ist davon überzeugt, dass die Krankenhäuser in Deutschland gute Qualität leisten und dass die Pandemie, aber auch Katastrophen wie das Hochwasser im Sommer 2021, deutlich gezeigt hätten, dass jedes einzelne Krankenhaus in Deutschland notwendig ist.
Das Grundproblem ist die (falsche) Krankenhausfinanzierung.
Laut Dirk Offermann sollten die Krankenhäuser zu 100% über die Vorhaltepauschale finanziert werden.
Die Pläne von Bund und Länder zur Krankenhausreform sehen aber eine Mischfinanzierung vor, in der die Vorhaltefinanzierung zwar mit 60% einen deutlich größeren Bestandteil einnimmt, als dass bis dato der Fall ist, aber dies ist, so Offermann, nicht ausreichend, um die Krankenhäuser vom wirtschaftlichen Druck zu befreien.
System der Selbstkostendeckung
Der Überzeugung Dirk Offermanns zufolge sollten Krankenhäuser weder Gewinne noch Verluste machen.
Vor diesem Hintergrund wäre die sinnvollste Art der Krankenhausfinanzierung die Selbstkostendeckung, die bis 1992 auch im deutschen Krankenhauswesen zur Anwendung gekommen ist.
Das System der Selbstkostendeckung sieht vor, dass die Selbstkosten eines Krankenhaus, also alle Kosten, die dem Krankenhaus entstehen, durch die Behandlung von Patienten:innen, vollständig gedeckt werden über die Krankenkassen (genauer über die Pflegesätze, die die Krankenkassen zahlen) sowie über öffentliche Mittel.
Geplante Krankenhausreform darf nicht umgesetzt werden
Die geplante Krankenhausreform würde dazu führen, dass die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung nicht mehr sichergestellt werden kann, sagt Dirk Offermann.
Dass die Krankenhausreform in dieser Art und Weise geplant wurde, ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Kommission, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach berufen hat, „ausschließlich aus Maximalversorgern oder Vertretern aus Unikliniken“ besteht und somit die Interessen der kleineren Krankenhäuser (200 bis 300 Betten) nicht vertreten werden.
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