Die Frage wie hoch ein Chefarztgehalt in Deutschland ist, respektive wie hoch ein Chefarztgehalt in Deutschland sein kann, stellt sich vor allem, weil das Chefarztgehalt (anders als die Gehälter von Assistenzärzten, Fachärzten und Oberärzten), nicht im Rahmen der Tarifverträge ausgehandelt wird und damit ein außertarifliches Gehalt ist. Außertariflich bedeutet, dass das Gehalt individuell zwischen dem Chefarzt und dem Arbeitgeber (z.B. Klinik, Rehaklinik oder Fachklinik) verhandelt wird.
Auch wenn dies impliziert, dass das Chefarztgehalt in erster Linie vom Verhandlungsgeschick des jeweiligen Kandidaten abhängt, gibt es mehr oder weniger objektive Kriterien, nach denen sich die Höhe der Chefarztgehälter richten:
1. Das Fachgebiet
Dem Kienbaumreport aus dem Jahr 2019 zur Folge spielt das Fachgebiet im Zusammenhang mit dem Chefarztgehalt eine prominente Rolle, wie folgende Tabelle deutlich macht
Innere Medizin | 372.000 € |
Radiologie | 360.000 € |
Chirurgie | 331.000 € |
Orthopädie | 313.000 € |
Anästhesie | 296.000 € |
Frauenheilkunde und Geburtshilfe | 257.000 € |
Urologie | 256.000 € |
Psychiatrie/Neurologie | 234.000 € |
Kinder- und Jugendmedizin | 208.000 € |
Geriatrie | 177.000 € |
Übrige Fachrichtungen | 282.000 € |
Durchschnitt gesamt | 300.000 € |
2. Anforderungen an die Kandidat:innen:
Die Anforderungen an einen Chefarzt sind in vielerlei Hinsicht hoch:
Der Arzt muss über die entsprechenden fachlichen Qualifikationen und über große Erfahrung verfügen. In Abhängigkeit der Klinikgröße sind auch bestimmte Weiterbildungsermächtigungen bzw. die Voraussetzungen, um diese Weiterbildungsermächtigungen beantragen zu können, Voraussetzung.
Einige, in erster Linie, größere Kliniken wie Universitätskliniken und andere Häuser der Maximalversorgung, setzen oft auch eine Habilitation voraus.
Man könnte es auf die Formel bringen, je mehr der Chefarzt der Reputation der Klinik zuträglich ist (und Reputation kann hier vieles bedeuten: z.B. Umsatzsteigerung,
3. Größe des Krankenhauses:
Je größer das Haus, desto höher ist das Chefarztgehalt (statistisch gesehen).
4. Standort des Krankenhauses
Hier gibt es nach wie vor, so wie in anderen Branchen auch, vor allem einen Unterschied zwischen den Krankenhäuserin im Osten und den Krankenhäusern im Westen.
Darüber hinaus spielen auch Faktoren wie Land/Stadt und die Größe der Stadt eine Rolle.
5. Trägerschaft des Krankenhauses
6. Verhandlungserfahrung des Chefarztkandidat:innen
Es gibt grundsätzlich drei Gehaltsbestandteile:
- Das Grundgehalt
- Variable Vergütung in Abhängigkeit des wirtschaftlichen Erfolgs der Abteilung. Hier müssen die Kandidat:innen die Zahlen aus den vergangenen Jahren kennen.
- Boni- z.B. jährlicher Bonus, bei Erreichen der im Vertrag festgelegten Ziele.
Darüber hinaus gibt es für den Chefarzt die Möglichkeit über Nebenverdienste, wie z.B. eine Gutachtertätigkeit, weitere Einkünfte zu generieren. Im Vertrag muss in diesem Fall eine entsprechende Nebenverdienstklausel aufgeführt sein.
Alles in allem kann man festhalten, dass der Chefarztvertrag ein komplexes Vertragswerk ist und das Gehalt sich aus vielen Bestandteilen zusammensetzt.
Für die Vertragsverhandlung ist es nicht nur wichtig, diese Bestandteile zu kennen, sondern auch zu wissen, welche Ziele und Zahlen realistischerweise erreicht und erzielt werden können. Dies bedarf einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema, insbesondere wenn es sich um die erste Chefarztstelle im Laufe der Karriere handelt.
In Abhängigkeit der zeitlichen Kapazitäten der Kandidaten:innen, kann es sinnvoll sein, eine juristische Beratung in Anspruch zu nehmen.
[1] Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie sich für das Chefarztgehalt eines Fachgebietes interessieren, welches in dieser Tabelle nicht aufgeführt ist.
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